“DIRKS” by Dirk Hoffmann (“Abenteuer Leben”): Ketchup neu definiert!

“DIRKS” by Dirk Hoffmann (“Abenteuer Leben”): Ketchup neu definiert!

Ketch me, if you can: Hoffmanns delikate, neue Dip-Dimension DIRKS aus Pflaumen zieht an so mancher Ketchup-Kreation vorbei. Die leckere Würzsauce hält aktuell Einzug in unsere Märkte und feiert am 15. Juli in unseren Düsseldorfer Filialen Premiere. Ihr Erfinder: Chefkoch Dirk Hoffmann, u. a. bekannt aus dem Wissens-Magazin „Abenteuer Leben“. Kabel 1 schickt den Menü-Maestro auch diesen Sonntag wieder auf eine kulinarische Weltreise und lässt ihn im Anschluss ein furioses Food-Duell bestreiten. Der Gemüts-Rheinländer machte unter anderem mit dem Format Gaumengraus oder Gaumenschmaus Furore – und jetzt Wirbel mit einer Marktneuheit: Echter Ketchup, köstlich wie Ketchup; im Kern jedoch brandneu! Text: Claudia Roosen

Mit freundlicher Unterstützung von Dirk Hoffmann, Fotos: Matthias Herzogenrath

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Im Windschatten von Andreas Raelert

Im Windschatten von Andreas Raelert

Im Windschatten von Andreas Raelert

Kaum ein Athlet hat die neue Rasanz im Triathlon so nachhaltig inspiriert wie Andreas Raelert. Wer den Olympioniken um ein Interview bittet, wird schon mal richtig auf Tour gebracht: so geschehen für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift triathlon. Während der Reporter nach Rostock reiste, um an der Seite des mehrfachen Ironman-Siegers zu trainieren, heften wir uns diesmal digital an die Felgen des Dreikampf-Stars. Mit Fokus auf den Spirit des Unvorstellbaren und die Schönheit der Schmerzen: Denn trotz mörderischer Strapazen ist das Suchtpotenzial auch für Agegrouper, Amateure und Hobby-Sportler groß. The Race is on! Text: Claudia Roosen

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Wenn der Einkauf zum Event wird

Wenn der Einkauf zum Event wird

Wenn der Einkauf zum Event wird

In Memory of Gisela Muth (†), my beautiful friend – and a Once-in-a-Lifetime-Event!

Im größten Supermarkt Deutschlands ticken die Uhren anders. Sie gehen stets ein wenig vor. Ob Prominenz aus Sport, Politik oder Showbusiness, 20-qm-Kuchen-Sensation oder Azubis mit temporärem Popstar-Status: Hier scheint sich Andy Warhols Prophezeiung zu erfüllen, dass jeder für fünfzehn Minuten berühmt sein kann. Ausgerechnet im Sommerloch setzt der Lebensmittler noch eins drauf. Am 11. August schockt sein Düsseldorfer Flaggschiff mit einer schier gigantomanischen Kunst-Vernissage. Für die Performance wurde der strotoplastische Künstler Rudolf Hürth engagiert, ein Enfant terrible der deutschen Kunstszene. Geht das gut?

Bei EDEKA Zurheide in Düsseldorf Reisholz arbeiten keine Verkäufer. Man trägt am liebsten Schwarz-Gold. Fast jeder im Team hat den Ehrgeiz, sich als Fachberater,Kreativer oder Event-Manager zu profilieren. Die Mehrzahl schafft das auch – so wie Jörg Tittel, alljährlich umgarnt von Prominenten, die Einlass in den VIP-Bereich des Gourmet Festivals begehren; so wie der deutsche Röstmeister und Vizecuptasting-Champion Yildirim Besir, der sein Talent in den Dienst der Kaffeerösterei stellt oder wie Ex-Azubi Patrick Grevenig, der kurzzeitig zu Star-Ruhm gelangt, als ihn RTL-Moderator Daniel Aminati vor laufenden Fernsehkameras zu Deutschlands bester Nachwuchskraft kürt. Will heißen: Bei Zurheide wundert einen nichts mehr. Bis jetzt.Denn der Vollsortimenter stellt erstmalig Kunst im Supermarkt aus. Die Rede ist nicht von ein paar biederen Bildchen, gefällig arrangiert zwischen Blumenstand und Kassenzone.

Die Rede ist von den monumentalen Werken des strotoplastischen Künstlers Rudolf Hürth, allesamt monströse, multidimensionale Kaventsmänner, zum Teil sogar begehbar. Wie begehbar zeigt die Vernissage am 11. August, auf deren Zenit TV-Star Gisela Muth (†) einem der Exponate entsteigt. Der Performance-Akt bildet den Höhepunkt eines lifestyligen Events, dessen prickelnder Reiz nicht nur im edlen Schaumwein liegt, den das Gourmet Mekka offeriert. Sondern auch in der skandallüsternen Frage: Wie tollkühn ist so eine Aktion? Geht der Vorzeige-Supermarkt endgültig zu weit?

Sonst scharfzüngige Kunstkritiker wie Prof. Dr. Zehnder erteilen Absolution. Die Prise Anarchie, meinen sie, sei ein kalkuliertes und kalkulierbares Risiko. Genauso brutal jetztzeitig, unerhört und verstörend müsse Kunst heute sein. Und genau da gehöre sie auch hin: mitten ins Leben, in unseren Alltag und vor allem: mitten ins Herz des Betrachters. Der Geisteswissenschaftler, bekannt für seine feine Sensoren als Zeitgeist-Seismograph, hat sich den Event schon jetzt im Kalender markiert: ein „Must-see“ für alle, die Subversionen lieben, große Inszenierungen – oder einfach nur gutes Essen.

Alle Kunst bewirkt, wenn sie gelingt, einen Ausnahmezustand. Das Erlebnis ist erstmalig, einmalig und in der Form nicht wiederholbar. Die Deutschland-Premiere bei Zurheide stellt jedoch gleich eine mehrfache Ausnahme dar – erstmalig im Ambiente eines Supermarktes, einmalig als Kunstrichtung und einzigartig dank der strotoplastischen Weltneuheit, die vor Ort enthüllt wird: ein multidimensionaler „Hyperraum“, der unsere Seh- und Denkgewohnheiten auf den Kopf stellt. Das Oeuvre von Rudolf Hürth erzählt eine Geschichte.

Sie handelt von kostbaren, alten Weisheiten, der Unsterblichkeit der Seele und dem stärksten aller Gefühle, der universalen Liebe. Da gibt es figürliche Arbeiten ebenso wie rein abstrakte, da imponiert Dynamik neben monumentaler Statik, die Kräfte des Lichts siegen über dunkle, obskure Mächte. Seine strotoplastischen Bilder scheinen zu atmen und leiden auch, auf schöne Art, etwa wie eine Blume Schmerz ausdrücken würde. In dieser Ambivalenz entfalten sie Charakter und Kontur.

„Vergiss alles, was du über Kunst gelernt hast“ scheinen sie zu flüstern, „und begib dich auf fremdes Terrain.“ So energiegeladen sind die Exponate, dass manche Kunstexperten sie als Quantenfelder begreifen. Aufgeladen mit Emotion spielen sie ihr volles Potential aus. Von einer sinnlichen Subversion ist die Rede, von einem radikalen Bruch mit vertrauten Sehgewohnheiten oder von einem erotischen Wagnis. Solange Handy-, Fernseh- und Computerbildschirme noch keine Hologramm-Taste besitzen, hat man eigentlich nur eine Wahl: hingehen – oder eine spektakuläre Ausstellung verpassen.
TEXT: CLAUDIA ROOSEN

Wenn der Einkauf zum Event wird

 

Restaurant-Tester: der Spion, der aus der Küche kam!

Restaurant-Tester: der Spion, der aus der Küche kam!

Wie sie getarnt sind, worauf sie achten und in welche Fallen selbst eingefleischte Kochprofis tappen: Restaurantkritiker sind Agenten des guten Geschmacks – und gnadenlos objektiv. Ein Whistleblower der feinen Küche berichtet anonym, wie er hoch dekorierten Herdhelden bei verdeckten Einsätzen in die Töpfe guckt und dabei so manchen Aufschneider ´grillt´.

Sie kommen allein oder im Team, sind mit Messern bewaffnet und als Rentner, Familien oder unliebsame Gäste getarnt. Unauffällig taxieren sie das Terrain. Ob Speisekarte, Weinkarte oder Service: Ihr rastloser Blick ruht nie. Keine verrutschte Serviette, verknitterte Decke, kein fleckiges Glas, gar versiffter Teppich und keine Staubmaus am Tischbein entgeht ihnen. Eine tollpatschige Kellnerin, ein Gast, dessen Geduld auf die Probe gestellt wird? Fatal! Ein Stückchen Schale in der Walnuss, lauwarme Pasta, knirschender Feldsalat? Tödlich! Auch störender Rauch vom Nachbartisch, Püree aus der Tüte oder mangelnde Sensibilität für die Wünsche von Vegetariern sowie eine überteuerte Delikatesse können bereits das Aus sein für die gute Reputation eines Restaurants. All diese Makel werden messerscharf registriert und mit einer geistigen Notiz markiert – für den späteren Verriss. Wer den verdeckten Ermittler belehrt, verstimmt oder warten lässt, hat schon den ersten Wettbewerbsnachteil im atemlosen Herd- Parcours um seine Gunst. Diese ist heiß umkämpft, leicht zu verspielen und vor allem – nicht einfach zu erringen.

Die Küche ist nicht genug

Exquisites Essen und edle Champagner-Marken lassen den Connaisseur mit keiner Wimper zucken. Als Fachjournalist hat er schon das protzige Interieur so mancher Gourmet Tempel gesehen – und anschließend per Rezension flambiert. Der Chef-Sensoriker stimuliert seine Geschmacksknospen nur zu Analysezwecken. Er kennt die teuersten Trüffelsucher der Provence mit Namen und seufzt gelangweilt, wenn der Kellner die kulinarischen Highlights des Hauses aufzählt. Ob Maronen-Crèmesüppchen mit weißem Albatrüffel, Steinbuttfilet an Safransauce, Garnele mit Kokos-Chili-Kaffirfumet, Saint Jacques mit schwarzem Trüffel, Rotbarbe, Wachtelbrust oder vollendet durchkomponierte Crème brûlée: All diese Raffinessen nötigen ihm nur ein mattes Lächeln ab.

Kommando mit Killer-Instinkt

Als Einsatzleiter dirigiert er oft ein Heer von Agenten. Diese haben eine umfangreiche Bewertungsskala und nur eine Mission: die schwarzen Schafe der Branche zu grillen. Dazu kratzen sie gezielt an der Fassade, um eventuelle Risse zu offenbaren. Auch unter ihresgleichen kennen sie kein Pardon, Geheimhaltung hat oberste Priorität. Beim geringsten Verdacht, dass der Kollege nur Freunde testet, erpressbar ist oder allzu wohlwollend agiert, wird er ausgeschaltet. Entsprechend sei das Team geschult. Weil ein einzelner Gast mit aufmerksam schweifenden Blicken selbst Hilfskellnern schnell suspekt ist, treten die Inspekteure oft als Kleingruppe auf. Ihre Kleidung darf nicht merkfähig sein. Die Uniform des Restauranttesters bestehe aus Anzug und Krawatte, je durchschnittlicher, desto professioneller.

„Einer unserer besten Tester hatte ein Faible für Westernstiefel. Sein Schuhwerk sprach sich herum und wurde rasch zum Erkennungsmerkmal für die Küchenchefs. In der Branche war er praktisch verbrannt, deshalb mussten wir ihm kündigen.“ Indizien dafür, dass man vorzeitig erkannt wird, gäbe es viele: ein Foto-Konterfei hinter der Theke, ein vielsagender Blickwechsel des Servicepersonals oder übertriebene Aufmerksamkeit des Personals beim Aufnehmen der Bestellung. Auch ein plötzlicher Kellner-Wechsel am Ausschank sei verdächtig. Die Bedienung erfolgt dann gezielt aus erster Hand, man will kein Risiko durch unerfahrene Hilfskräfte eingehen: Tester sind dafür bekannt, auch peinliche Fragen zu stellen, um die Frustrationstoleranz auszureizen.

Küchenpatzer in aller Munde: Kritik an der Kritik

Ist die Katze aus dem Sack, der Verriss öffentlich platziert, beginnt das Kesseltreiben oft erst richtig. Der eine oder andere Küchengott, gewohnt von seiner Entourage hofiert zu werden, reagiert dann narzisstisch verwundbar. Offene Briefe, Richtigstellungen und zornige Repliken der Gescholtenen seien an der Tagesordnung: „Da dampft und brodelt und zischt es dann aus jeder Zeile.“ Auch würden journalistische Ehrenkodexe von Unparteilichkeit beschworen. Aber genau diese Unbestechlichkeit zeichne ja einen guten Restaurantkritiker aus. Deshalb komme es einem Harakiri gleich, wenn der Küchenchef sich anbiedere, besonders mit Stacheldrahtsätzen wie: ´Das geht aufs Haus.´ Als No-Go sei das kaum mehr zu toppen – voll eingeschenkt! Entsprechend saftig wird die Enthüllung ausfallen!

Marschall des guten Geschmacks

Auch andere Fauxpas führten unweigerlich zu Abwertung, Warenunterschiebung zum Beispiel: Stehe Sauce béarnaise auf der Karte und werde dann ein Dressing auf Mayo-Basis serviert oder ein Kaviar-Substitut vom Lachs oder Hering aufgetischt, schade das dem Ruf eines Restaurants erheblich. Dem Gast mag das schon mal entgehen, nicht aber dem geschulten Gaumen eines Zensors. Unser Informant: „Hinterher wird oft heftig dementiert: Das Ganze sei nur ein Versehen der Küche oder gar eine üble Unterstellung. Natürlich bin ich nicht unfehlbar. Deshalb gucke ich einfach mal in die Töpfe oder auf die Anrichte, wie wertig die Produkte und wie frisch die Zutaten wirklich sind: Anlass für eine Entschuldigung bestand bisher noch nie.“ Sei der erste Eindruck positiv, empfehle sich ein Nachhaken: Vielleicht hatte der Koch ja nur einen guten Tag – oder gut abgeschrieben. Denn viele selbstberufende Küchenkünstler würden der digitalen Versuchung erliegen und die Gerichte einfach „copy-pasten“: Sie klicken sich dann per Google durch die Speisekarten großer Kollegen wie Sven Elverfeld, Christian Bau oder Juan Amador. Diese werden dann nur geringfügig abgewandelt. Das sei alter Wein in neuen Schläuchen, mit Kreativität habe das nichts mehr zu tun.

Ein Gast mit spitzer Zunge

Manfred Kohnke, Chefredakteur des „Gault Millau“, kennt die Marotten der Maîtres wie kein zweiter. Fortgeschleppte Manierismen zerren an seinen Nerven. So werde alles, was sich nicht wehrt, neuerdings mit Balsamico verziert oder mit Chili geschärft, vom Hummer bis zur Schokolade, moniert der Kritiker- Papst in einem Online-Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Eine vergleichbare Landplage seien lasche Sommertrüffel, von kalten Gurkensuppen im Reagenzglas fühle er sich regelrecht verfolgt. Der Vollblut-Journalist provoziert schon mal mit mokanten Einlassungen – zum gewagt kurzen Rocksaum einer Gastronomen-Gattin oder zu sinnenfrohen Küchenchefs, die notorisch jeder Schürze nachjagen.

Der Gastro-Szene den Puls gefühlt

Die pikanten Zwischennoten scheinen die Auflage des Gault Millau nicht zu schmälern, laut Aussage der Redaktion lebt er sogar von solchen kleinen Sottisen. Jenseits von Schmähkritik wird der Guide auch als amüsantes Lesefutter goutiert: Restaurantkritik beinhaltet eben immer ein Quantum Entertainment. Vorrangig beurteilt sie natürlich die kulinarische Gesamtlage. Großes Lob vergab Manfred Kohnke wiederholt an die Kulinarik von Klaus Erfort, den seine Redaktion auch jetzt wieder als Koch des Jahres auszeichnete. Anerkennungen wie diese sind der Ritterschlag für ambitionierte Sternenfänger. Kohnke über Erfort: „Sein Ideenreichtum ist beeindruckend, zum Beispiel bei einem mit Langustine gefüllte Raviolo aus Milchhaut in grünem Gazpacho oder bei Gänsetopfleber in hauchdünnem, gepfefferten Ananasmantel.“ In seinem Perfektionsstreben sei er von nur einem Gedanken beseelt: dass es seinen Gästen schmecke.

Bildnachweis:  ChenPG, Fotolia.de
DR. C. ROOSEN

Die Welt im Jahr 2050: Trendforscher Sven-Gabor Jánszky im Interview

Die Welt im Jahr 2050: Trendforscher Sven-Gabor Jánszky im Interview


Würden Marty McFly und Doc Brown, die Helden aus Robert Zemeckys Science-Fiction-Film-Trilogie Zurück in die Zukunft, mit ihrer Zeitmaschine abermals 35 Jahre vorwärts düsen, in was für einer Welt würden sie dann wohl landen? Sven-Gabor Jánszky über Gesellschaft, Technik, Umwelt, virtuelle Realitäten und den Alltag im Jahr 2050. 

Herr Jánszky, Ihr Zukunftsinstitut „2b AHEAD“ gilt als Deutschlands innovativste Denkfabrik. Sind die großen Wirtschaftsführer bereit für Ihre Prognosen oder orientieren sich viele Unternehmer immer noch lieber an Erfahrungswerten aus der Vergangenheit?

Jánszky: Innovationen vollziehen sich nicht immer freiwillig, manchmal eher aus einem Leidensdruck heraus. Der Wettbewerbsdruck ist immens, die Angreifer kommen von der Seite oder aus dem Internet.

„Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ (Kaiser Wilhelm II)

Sie sind der Shootingstar unter Deutschlands Trendforschern, Ihre Prognosen beeinflussen die Zukunftsplanung der Marken-, Medien- und Technologie-Branche weltweit. Woher beziehen Sie Ihre Information?

Jánszky: Wir arbeiten auf Institutsebene nach der so genannten Delphi-Methode, das ist qualitative Sozialforschung.

Das gleichnamige Orakel von Delphi hat den Befehlshabern der Antike ja schon mal nach dem Mund geredet …

Jánszky: Wir schauen den Entscheidern lieber auf den Mund, indem wir den Strategie-, Innovations- und Technologie-Chefs international zuhören. Topmanager denken in der Regel nicht nur branchenintern, sondern vor allem Branchen übergreifend. Ich frage dann: „Was tut ihr heute? Warum tut ihr es? Wo investiert ihr rein? Was glaubt ihr, was dann geschieht?“ Daraus berechnen wir die Schnittmenge, das erhöht die Trefferquote. Um die Zukunftsplanung großer Konzerne verantwortungsvoll zu begleiten, hat jede Prognose einen knallharten Realitätstest zu bestehen.

Die Welt im Jahr 2050: Trendforscher Sven-Gabor Jánszky im Interview
Trendvisionär & Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky. Foto: Joerg Glaescher

Lassen Sie uns Ihren Think Tank etwas anzapfen: Wie würde ein Tag wie heute in der Zukunft aussehen: Aufstehen, Kinder wecken, Frühstücken und dann die Fahrt zur Arbeit?

Jánszky: Selbstbestimmt und ferngesteuert zugleich: Das Internet wird zum „Evernet“, in dem jeder Haushaltsgegenstand eine eigene IP-Adresse besitzt. Die Gegenstände tauschen dann untereinander Informationen aus, sind individuell auf unsere Bedürfnisse abgestimmt.

Da steht dann zum Beispiel ein lebensechter Pinguin als Hologramm im Kinderzimmer und wird zum freundlichen Wecker, während die Screen-Tapete einen sanften Sonnenaufgang zeigt?

Jánszky: Sehr plausibel, ebenso wie intelligente Assistenten, die uns durch den Tag begleiten und alle wichtigen Infos verfügbar machen. So empfiehlt die Navi aus dem Badezimmerspiegel heraus, etwas früher zu starten und lieber die Autobahn zu nehmen.

Wenn der Kühlschrank anruft und der Badspiegel vor Verkehrsstaus warnt, ist das natürlich praktisch. Bitte werfen Sie auch ein futuristisches Schlaglicht auf Schule und Ausbildung: Wird es noch Lehrer geben?

Jánszky: Die Krux ist ja: Jedes Kind, das mit einem Handy umgehen kann, weiß schon heute in Sekundenschnelle mehr als der Lehrer. In der Zukunft muss man sich das so vorstellen: Um Lehrer und Schüler herum hören Uhren, Brillen und Handys mit, das sind ca. 20 bis 30 Geräte. Sie verstehen die Frage, extrahieren alle Keywords und spielen dann die Antwort in im Handumdrehen in das Blickfeld des Kindes.

Macht das unsere Sprösslinge nicht denkfaul?

Jánszky: Es wird neue Schulfächer geben: das Schulfach „Mut“, das Schulfach „Verantwortung“, dann „Teamarbeit“, „Reflexion“ oder „Programmieren“. Lehrer sind keine Wissensvermittler mehr, sondern eher  Trainer, mit dessen Hilfe Kulturtechniken erworben werden können.

Müssen die Kids überhaupt noch Englisch oder Französisch büffeln oder können wir uns in naher Zukunft einfach per Übersetzer-Chip verständigen?

Jánszky: In zwei bis drei Jahren spricht jeder computergesteuert in jeder Sprache mit jedem. Spontan auf Indisch verhandeln? Kein Problem. Funktioniert ja schon heute via Google, obwohl das Programm noch Schwächen hat. Eine Sprache wirklich zu beherrschen, erzeugt jedoch emotional Nähe, insofern bleibt der Sprachunterricht relevant.

Unter Futuristen kursiert die abenteuerliche Prognose, es sei möglich, menschliche Gehirne in Rechner zu übertragen. Die Maschinen könnten uns dann von Krankheit und Tod befreien bzw. zu unsterblichen Überwesen transformieren. Ist so eine digitale Himmelfahrt realistisch?

Jánszky: Nicht auszuschließen, dass das in 40 bis 50 Jahren möglich ist, hier bewegen wir uns noch im Signalstadium. Realistisch ist, dass schon unsere Enkelgeneration signifikant länger lebt. So lassen sich aus eigenen Zellen Organe künstlich produzieren. Eine neue Leber, ein neues Herz wird dann vom Körper nicht mehr abgestoßen. Auch die Anwendung der Gentechnik in Pharmazie und Medizin ist nicht mehr aufzuhalten.

Rasante Fortschritte in der Genforschung: Wird „Jurassic Park“ schon bald Realität?

Die Welt im Jahr 2050: Trendforscher Sven-Gabor Jánszky im Interview
Stillgelegte Gene reanimiert: Horrorvision „Jurassic Park“. Foto: Helen Fialtova – Fotolia

Macht das eigentlich Sinn, sich im unheilbaren Krankheitsfall einfrieren zu lassen, im Vertrauen auf die Medizin der Zukunft?

Jánszky: Das ist realistischer als die Hirngeschichte. Es gibt schon heute eine Handvoll Anbieter dafür, etwa 4.500. Postmortal frieren diese den kompletten Körper ihrer Klienten ein, wahlweise auch nur den Kopf, um den es ja eigentlich geht. Unzählige sind schon eingefroren, manche lösen dafür sogar ihre Lebensversicherung auf.

Aber bisher ist noch niemand wieder aufgetaut worden?

Die Reanimation scheitert bisher daran, dass die Körperzellen kristalline Strukturen annehmen. Das zerstört die Zellfunktion. Es gibt jedoch bereits Patente, Zellen einzufrieren, ohne dass sie zu Eiskristallen werden. Bis dahin regiert das Prinzip Hoffnung.

Wird denn der Krebs besiegt sein?

Jánszky: Definitiv, wie alle anderen genetisch bedingten Krankheiten. Die Fortschritte in der Genetik vollziehen sich rasanter als in der Computerindustrie und das will was heißen. Spätestens 2025 können solche Gendefekte meines Erachtens endgültig behoben werden.

Zur Zeit werden Roboter vorrangig in der Industrie eingesetzt. Welche anderen Lebensbereiche werden vom Robotereinsatz profitieren? Digitale Haustiere müssten z. B. nicht ständig beaufsichtigt werden und wären auf Anhieb stubenrein. Auch Fantasiewesen wie Drachen oder Einhörner könnten Bello dann Gesellschaft leisten …

Jánszky: Die Japaner zumindest sind ja schon auf den Hund gekommen: Techniktüftler präsentierten unlängst den Prototyp eines Wachhundes mit dem wenig kuscheligen Namen „T7S Type 1“. Wirklich angsteinjagend ist der Vierbeiner jedoch nicht, erinnert mehr an eine Schildkröte. Kurz gesagt: Dass jeder mit einer kleinen Blechbüchse herumläuft, die ein Gesicht hat, bezweifle ich. Intelligente Geräte sind jedoch ein Riesentrend. In der Realität wirds dann eher so aussehen, dass der Herd oder das Auto denken und kommunizieren kann.

Braucht der Mensch dann eigentlich noch einen Führerschein?

Jánszky: Der Autopilot wird ja schon heute in weniger komplexen Verkehrssituationen eingesetzt: Spätestens 2030 sind Lenkräder nur noch ein nostalgisches Accessoire. Fünf Jahre muss man für die Durchsetzung rechnen, dann werden selbstfahrende Autos den Massenmarkt erreicht haben. Anfangs ist das natürlich eher ein Oberklassen-Komfort.

Tesla-Chef Elon Musk treibt sein SpaceX-Projekt voran, andere Visionäre erträumen die Marsmission 2035. Lässt sich das verwirklichen?

Jánszky: Die Mars-Mission ist wahrscheinlich schon 2022 erfüllt, vorher werden bereits niedrigere Orbits besetzt. Den Sprung in die Eroberung des Weltalls werden wir fast alle noch erleben. Zur Zeit wird leider immer noch die Technologie der 80-ger Jahre genutzt, das Zeug ist bis zu dreißig Jahre alt. Die Innovationszyklen vollzogen sich soweit eher langsam. Die neue SpaceX-Technologie ist jedoch kostengünstiger, ihre Qualität nimmt zu. Aktuell sponsert die amerikanische Regierung solche Projekte verstärkt. Wir steuern auf einen Quantensprung zu. Es wird eine Flotte von 600 bis 800 Mini-Satelliten werden, jedoch mit ungeheurer Bandbreite.

Die Welt im Jahr 2050: Trendforscher Sven-Gabor Jánszky im Interview
Mars-Kolonie: Schöner Wohnen im Weltall. Foto: AND Inc – Fotolia

Deutschland versucht gerade die Ökologiewende. Wie weit kommen wir damit und wie wird das z. B. unser Ernährungsverhalten prägen: Werden wir alle zu Veganern?

Jánszky: Vegan ist ein Mini-Trend und wird sich nicht durchsetzen. Die Mittelschicht in Asien wächst und adaptiert zunehmend den westlichen Lebensstil. Ein dramatischer Anstieg im weltweiten Fleischkonsum steht bevor. Mit dann bis zu 11 Milliarden Menschen weltweit ist der Bedarf jedoch kaum zu decken. Allein das Methan der Kühe kann die Ozonschicht zerstören. Deshalb wird Fleisch irgendwann industriell hergestellt sein.

Eine gute Nachricht für besorgte Tierfreunde! Wie werden die Fleischzellen denn geklont?

Jánszky: Die Steaks kommen dann aus dem Drucker. Manchen Gourmets hebt das die Zähne. Wer jedoch preisbewusst einkauft, wird sich freuen: Die digitalen Filets haben einen identischen Geschmack, sind jedoch viel günstiger, kosten dann vielleicht nach heutigem Währungsstand nur 1 €.

Kann man eigentlich mit dem genetischen Material von Fossilien längst ausgestorbene Tiere wie Mammuts wieder zum Leben erwecken? Ein Bronzezeit-Zoo wäre doch die Attraktion für Kinder …

Jánszky: Ad hoc mal eben künstliche Tiere zu produzieren ist schon ein gravierender Eingriff in die Evolution und sollte überdacht werden.

Weil uns dann eine Szenerie wie aus dem Science-Fiction-Horror-Film „Jurassic Park“ droht – als Strafe, dass wir Gott spielen wollten?

Jánszky: Es ist nicht nur eine Frage der Ethik: Nahrungsketten, die sich in der Vergangenheit als unökonomisch erwiesen hatten, entstehen aufs Neue. Schließlich wurden die Mammuts von der Evolution aussortiert, um ein bestimmtes Gleichgewicht zu erzielen. Man würde damit schon massiv in den Lauf der Natur eingreifen und ihre Gesetze missachten.

Die Grundstücke in den Städten werden immer teurer. Erste Konzepte zeigen Häuser, die zum Großteil unter Wasser liegen …

Jánszky: Teure Unterwasser-Hotels für erlebnishungrige Touristen, die mit großem Aufwand betrieben werden, sind natürlich denkbar und schon jetzt in Planung. Für komplette Städte oder Zivilisationen wäre der Aufwand zu hoch. Schwimmende Häuser, die sich mit dem Wasserpegel heben und senken, gibt´s natürlich schon. Für ein Leben unter Wasser ist der Mensch jedoch nicht geschaffen, das ist dem Reich der Mythen vorbehalten.

Die Welt im Jahr 2050: Trendforscher Sven-Gabor Jánszky im Interview
Mythos Atlantis – Hochkultur unter Wasser. Foto: © anibal – Fotolia

Es wird wohl auch so schnell nicht möglich sein, sich wie in „StarTrek“-Filmen an einen anderen Ort zu „beamen“. Doch die Holo-Telefonate der Zukunft sollen sich ein wenig so anfühlen?

Jánszky: Beamen ist Utopie: Ein Organismus müsste mitsamt seiner kleinsten Atome zersetzt und an einem anderen Ort reproduziert werden. Virtuelle Realitäten werden jedoch schon in 10 Jahren unseren Alltag mit neuen Displays bereichern. Das Gegenüber steht dann beim Telefonieren als Hologramm im Raum, die perfekte Illusion. Auch Filme wird es geben, bei denen der Betrachter mitten im Geschehen steht. Die Helden laufen dann um ihn herum. Beamen wird jedoch vorläufig eine Utopie bleiben.

In dem Orwell-Roman „Schöne neue Welt“ wird kollektiv die Glücksdroge „Soma“ verabreicht. Welche Neuropusher, Nootropika oder Supernährstoffe könnten zukünftig unsere Denkleistung steigern?

Jánszky: Es gilt heute noch als Medikamentenmissbrauch, Ritalin & Co. zu schlucken. Solche aktivierenden Substanzen werden ja nicht gesunden Menschen, sondern ADHS-, Alzheimer- oder Schlafkrankheits-Patienten verordnet. Hier zeichnet sich eine Trendwende ab: In Labors wird schon jetzt nach psychoaktiven Wirkstoffen geforscht, die keine Nebenwirkungen erzeugen. Von Missbrauch kann dann nicht mehr die Rede sein. Eine Art Volksdroge, so happy sie uns auch macht, würde natürlich zunächst mal ethische Debatten auslösen.

George Orwell lässt grüßen: Werden auch wir dann in einem digitalen Überwachungsstaat leben? Erste Zeichen dafür gibt’s ja schon …

Jánszky: Da bin ich optimistisch, solche Apokalypse-Szenarien sehe ich nicht. Daten werden ja vorwiegend erhoben, um den Service zu verbessern, nicht zu manipulativen Zwecken. Gefahr besteht doch nur, wenn z. B. Google ein Monopol besäße. Dann hätte der Nutzer keine Wahl mehr, stattdessen ist er aber selbstbestimmter denn je. Es gibt an die 100 Suchmaschinen, auch wenn das Gros der Bevölkerung nur 10 bis 20 nutzt. Käme dann raus, dass Google seine Nutzer manipuliert, könnten das Programm mit wenigen Mausklicks komplett abgeschaltet werden. Davor haben sogar Giganten wie Google großen Respekt.

Menschheitstraum Zeitreise: Je näher man laut Einstein an die Lichtgeschwindigkeit von knapp 300.000 km pro Stunde herankommt, desto langsamer vergeht die Zeit. Wir müssten also „nur“ ein entsprechendes Raumschiff bauen ….

Jánszky: Ob wir wirklich eines Tages mit einem Sportwagen in die Zukunft düsen können, wie man es aus vielen Büchern, Filmen und Serien kennt, ist unklar. Ökonomisch wäre es nach heutigem Kenntnisstand nicht. Ein Astronautenteam müsste 5 Jahre lang ununterbrochen fliegen, um auch nur die geringste Zeitverschiebung zu erzielen. Sobald sie auf einem Planeten landen, der ein Gravitationsfeld hat, wird der Zeitvorsprung unwirksam. Nur, wenn wir ständig herumfliegen, wird die Alterung aufgehalten. Das ist Zukunftsmusik. Dann sollte man sich schon lieber einfrieren lassen! 😉

Hier schließt sich der Kreis. Gestatten Sie unserer Redaktion zum Schluss noch die Gretchenfrage: Wie hält es der Mensch der Zukunft mit dem Kaffee?

Jánszky: Durch den Klimawandel wird sich auch der Kaffeemarkt stark verändern. So könnte es der Arabica-Bohne in manchen Anbaugebieten zu heiß werden. Dialog-Plattformen wie zurheide-kaffee.de sind jedoch sehr zukunftsfähig: Die Menschen möchten einer Community angehören und sich aktiv einbringen. Wenn dann der Kaffee noch gut ist, um so besser!

DR. CLAUDIA ROOSEN

Weiterführende Links
Sven Gabor Jánszky auf Wikipedia, …
wikipedia.org/wiki/Sven_G%C3%A1bor_J%C3%A1nszky
… seiner Homepage
www.2bahead.com/
… sowie auf YouTube:
www.youtube.com/watch?v=VmtduwxwKK4

Schattenparty

Schattenparty – ein Roman von Claudia Roosen