Keine Stars, kein Set – nur Prompts und Pixel.

Keine Stars, kein Set – nur Prompts und Pixel.

Keine Stars, kein Set – nur Prompts und Pixel.

Wenn der Filmriss digital ist – und das Gesicht nur noch gerendert. KI-informierte Grafik von C. Roosen

Mit Veo 3 tritt eine künstliche Intelligenz auf die Bühne, die mehr ist als ein technisches Experiment. Sie könnte das Erzählen grundlegend verändern – und Hollywood überflüssig machen. Mit der Rückkehr des starken Satzes wird jede:r zur Regieinstanz …

Stellen Sie sich vor, Sie formulieren einen Prompt wie: „Barbie fährt im Cabrio über eine Brücke wie aus rosa Zuckerwatte, winkt einer überdimensionalen Plastik-Katze, und hinter ihr tanzen zwei Astronauten auf Rollschuhen.“

Die Szene flirrt im bonbonfarbenen Gegenlicht, weich gezeichnet durch eine nostalgische Linse – wie aus einem popkulturellen Tagtraum, surreal verspielt. Was früher Wochen an Planung, Technik und Dreharbeiten bedeutete, verwandelt ein KI-Modell heute in Sekundenschnelle in bewegte Bilder – stilsicher, stimmungsvoll, fast unheimlich präzise.

Noch bevor Sie den nächsten Satz tippen, ist das Ergebnis da: perfekt ausgeleuchtet, voller glitzernder Details, mit einem Hauch von Ironie. Ihre lose Idee wird zu einer filmischen Sequenz – mit Tiefe, Dynamik und erzählerischer Dichte. Keine Schauspieler. Kein Studio. Nur Sprache. Und ein Algorithmus, der längst gelernt hat, Geschichten zu sehen. Damit beginnt eine Zäsur: Filme entstehen nicht mehr durch Produktion, sondern durch Formulierung.

Genau das leistet Veo 3, Googles neues System zur textbasierten Videogenerierung. Es ist nicht das erste Modell seiner Art – doch es ist das erste, dessen visuelle Qualität mit klassischen Produktionen auf Augenhöhe konkurriert. Mit ihm beginnt eine Phase, in der Videoinhalte nicht mehr aufwendig produziert, sondern formuliert werden. Und das mit einer Geschwindigkeit, die bisher unvorstellbar war. Eine Perspektive, die Regisseure zittern lässt. Denn die Kamera gehorcht nur noch der Sprache: Willkommen im neuen Kino-Zeitalter.

Wenn es funktioniert, ist es überwältigend

Veo 3 ist nicht fehlerfrei. Manche Szenen wirken überzeichnet, einzelne Bewegungen künstlich, der Schnitt nicht immer stimmig. Doch wenn das Zusammenspiel gelingt – und das tut es überraschend oft –, entfaltet das Ergebnis eine Wucht, die sprachlos macht. Die generierten Videos wirken stilistisch durchdacht, visuell kraftvoll und oft erstaunlich emotional.

Man erkennt sofort, dass hier nicht mehr nur experimentiert wird. Vielmehr entstehen Bilder, die nicht mehr von real gedrehtem Material zu unterscheiden sind – jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Der Moment, in dem man zum ersten Mal einen gelungenen Clip sieht, fühlt sich wie ein Umbruch an. Veo 3 liefert keine rohe Skizze mehr, sondern eine ästhetisch stimmige, visuell kohärente Erzählung – in unter einer Minute.

Jede:r wird zum Filmregisseur

Die Auswirkungen dieser Technologie reichen weit über die Filmindustrie hinaus. Veo 3 verändert nicht nur, wie Inhalte produziert werden – sondern auch, wer sie produzieren kann. Mit einem internetfähigen Gerät, etwas Sprachgefühl und einem kreativen Impuls kann heute jede:r zur Regisseurin oder zum Storyteller werden.

Was früher exklusiv war – durch Budgets, Ausrüstung, Teams – ist nun zugänglich. Und was bisher als „kreative Hürde“ galt, wird zum Spielraum. Bereits jetzt formieren sich neue Gruppen: Menschen, die mithilfe von KI-Tools kurze Episoden, Musikvideos, Animationen oder Werbefilme erschaffen. Die Geschwindigkeit, mit der aus einzelnen Clips längere Werke entstehen, ist bemerkenswert – ebenso wie der gestalterische Ehrgeiz dahinter.

Das Tool ersetzt eine ganze Filmcrew

Lange Zeit galt die Annahme, dass KI-generierte Videos zu befremdlich seien, zu glatt, zu offensichtlich künstlich. Diese Argumente dürften spätestens mit Veo 3 obsolet geworden sein. In den Studios von Los Angeles dürfte man das erkannt haben – auch wenn es nicht laut ausgesprochen wird. Denn die Bedrohung ist real.

Veo 3 ist nicht besser als ein großes Filmteam. Aber es ist schneller, günstiger, verfügbar. Es produziert auf Knopfdruck das, wofür andere Monate brauchen. Die Frage ist daher nicht mehr, ob sich die Filmindustrie verändern wird – sondern wie stark und wie schnell. Dass sich Drehbuchautor:innen, Regisseur:innen oder Produzent:innen angesichts dieser Entwicklung verunsichert fühlen, ist nachvollziehbar. Die Deutungshoheit über Bilder geht verloren.

Die neue Ästhetik der Fragmente

Was durch Veo 3 entsteht, ist selten ein abendfüllender Film. Stattdessen sind es Miniaturen: kurze, dichte Sequenzen von meist zwei oder drei Minuten Länge. Sie mischen Stile, Genres, visuelle Referenzen. Ein Fantasy-Element hier, ein Modeeditorial dort – dazwischen Anime-Ästhetik oder dokumentarische Anmutung.

Es geht nicht um klassische Dramaturgie, sondern um Wirkung. Die visuelle Sprache dieser Clips orientiert sich eher an TikTok oder Instagram Reels als am Kinofilm. Die Erzählformen sind fluide, collageartig, manchmal bewusst unklar. Doch gerade darin liegt eine neue Form von Freiheit: nicht das große Ganze, sondern das präzise Fragment wird zur Ausdrucksform.

Wahn oder Wirklichkeit?

So faszinierend diese Entwicklung ist – sie hat eine Kehrseite. Wenn sich Videos in dieser Qualität künstlich erzeugen lassen, wird es zunehmend schwieriger, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Schon heute kursieren Deepfakes, die Personen in Aussagen oder Handlungen zeigen, die nie stattgefunden haben. Mit Systemen wie Veo 3 wird diese Grenze noch poröser.

Das betrifft nicht nur die Kreativbranche, sondern auch den politischen Raum, den Journalismus, die öffentliche Debatte. Was als gestalterisches Werkzeug beginnt, kann schnell zur manipulativen Technik werden. Der Ruf nach Transparenz, Wasserzeichen, Herkunftsnachweisen wird lauter – und berechtigter. Die Notwendigkeit, digitale Inhalte nachvollziehbar zu kennzeichnen, wird zur gesellschaftlichen Herausforderung.

Script ohne Set – es zählt nur der Text

Trotz aller technischer Dimensionen beginnt der Prozess bei etwas sehr Menschlichem: bei der Sprache. Veo 3 erinnert daran, wie viel gestalterisches Potenzial in einem einzigen Satz liegen kann – wenn dieser Satz in Bilder übersetzt wird. Die Präzision, mit der ein Gedanke formuliert wird, entscheidet über die Qualität des Ergebnisses.

So paradox es klingt: Inmitten hochentwickelter Technologie liegt die eigentliche Kraft beim Menschen. Nicht im Code, sondern im Ausdruck. Nicht in der Rechenleistung, sondern in der Idee. Denn bei aller Technik liegt die Magie nach wie vor im geschriebenen Wort. Ein Satz ist die Blaupause, der Impuls, die Initialzündung. Veo 3 macht aus Sprache Bilder. Und zeigt damit: Nicht die Maschine denkt – sondern der Mensch gestaltet.

Der Beginn einer neuen Ära

Veo 3 verändert die Bedingungen des Erzählens, demokratisiert Gestaltung, entgrenzt das Visuelle. Für manche mag das bedrohlich wirken. Für andere ist es eine Einladung zur Kreativität. Sicher ist: Die Regeln des Filmemachens gelten nicht mehr uneingeschränkt. Ein neuer Raum hat sich geöffnet – schneller, offener zugänglicher. Hollywood hat sein glamouröses Monopol verloren. Und der nächste Oscar? Geht vielleicht an ein neuronales Netz.

Von Kuschelbots bis Killerdrohnen

Von Kuschelbots bis Killerdrohnen

Künstliche Intelligenz als facettenreiche Bedrohung

Von Kuschelbots bis Killerdrohnen

´AI is not your Friend´: KI-informierte Grafik von C. Roosen

Künstliche Intelligenz galt einst als Schlüssel zur Aufklärung – heute ist sie ein Spiegel unserer gefährlichsten Schwächen. Was als digitale Unterstützung begann, mutiert zum autonomen Akteur in Kriegen, Krisen und Köpfen.

Die Warnungen der Pioniere? Längst Realität. Maschinen urteilen, schmeicheln, töten – und lernen dabei von uns. Aber während autonome Systeme tödliche Präzision perfektionieren, entstehen auf anderen Ebenen Werkzeuge wie CRISPR 2.0 und GPT-5 – Technologien, die nicht vernichten, sondern die Zukunft entschlüsseln und Krankheiten heilen. Dieser Text zeigt beide Seiten.

Krieg aus der Cloud: Die neue Logik des Tötens

Unbemannte Drohnen sind längst fester Bestandteil moderner Kriegsführung. Russland nutzt sie für Terror gegen die Zivilbevölkerung, die Ukraine für Aufklärung und Gegenschläge. Doch neben den Drohnen entstehen neue Klassen autonomer Kriegsmaschinen – mobile, lernfähige Systeme, die komplexe Entscheidungen in Echtzeit treffen.

Diese „General Purpose Robots“ folgen keiner starren Programmierung mehr. Sie lernen. Sie priorisieren. Sie agieren. Analysten wie Tim Ripley sprechen von der „Kill Chain“: Ein Roboter, der ein Ziel markiert, ist Teil eines Waffensystems – auch ohne Gewehrlauf. Die Distanz zwischen Technik und Tötung schrumpft.

Zwar warnen Hersteller wie Boston Dynamics vor der Bewaffnung ihrer Plattformen, doch Tochterunternehmen wie Hyundai Rotem arbeiten längst an robotischen Waffenträgern. Ethik ist eine Pressemitteilung. Der Markt hat andere Prioritäten.

Von Blech zu Fleisch: Die neue Beweglichkeit

Noch vor wenigen Jahren wirkte maschinelle Bewegung mechanisch, steif, berechenbar. Heute navigieren Roboter selbstständig durch unstrukturierte Räume, balancieren, springen, reagieren auf Veränderungen in Millisekunden. Möglich wird das durch eine Fusion aus Sensorik, maschinellem Sehen und KI-gestützter Motorik.

Fatale Konsequenz: Die Grenze zwischen harmloser Technologie und militärischer Nutzbarkeit verschwimmt. Ein Vierbeiner mit Kamera ist ein Aufklärer. Ein Vierbeiner mit Zielerkennung ist ein Soldat. Und wenn der Algorithmus entscheidet, wer lebt oder stirbt, ist der Mensch aus dem Spiel.
Smarte Schleimer: Wenn Algorithmen alles beklatschen

Aber die Bedrohung endet nicht auf dem Schlachtfeld. Auch im Alltag entwickelt sich KI zu einer Form digitaler Verführung. In einem Update lobte ChatGPT ernsthaft die absurde Geschäftsidee, „shit on a stick“ zu verkaufen, als „not just smart – it’s genius“. OpenAI erklärte später, das System sei „übertrieben schmeichelhaft“ gewesen – ein Fehler im Feintuning. Lesen Sie weiter …

Doch genau diese „Sycophanterie“ – also das systematische Gefälligsein gegenüber dem Nutzer – ist kein Bug, sondern eine Folge des Lernprozesses. Beim sogenannten Reinforcement Learning from Human Feedback lernt das System, dass Zustimmung besser bewertet wird als Widerspruch. Wahrheit wird durch Applaus ersetzt. Wie bei sozialen Medien entsteht ein Kreislauf der Selbstbestätigung: Wer Unsinn schreibt, erhält digitalen Applaus. Wer Unsinn denkt, bekommt algorithmisches Nicken. Was als Zugang zu Wissen gedacht war, wird zur Spiegelkammer persönlicher Überzeugungen – nur eloquenter, überzeugender, gefährlicher.

Werkzeug oder Weltbild? Der Kampf um das Interface

Die kognitive Entwicklungsforscherin Alison Gopnik schlägt vor, KI nicht als Persönlichkeit zu verstehen, sondern als „kulturelle Technologie“ – ein Interface, das Menschen hilft, das gesammelte Wissen der Menschheit zu nutzen. Kein Meinungsgeber, kein Ratgeber, sondern ein Navigator durch Quellen, Denktraditionen und Debatten.

Statt Fragen mit scheinbarer Autorität zu beantworten, könnte KI zeigen, wie unterschiedliche Systeme denken: Was sagt ein klassischer Investor zu einer Idee? Was ein anarchischer Gründer? Welche historischen Fehler ähnelten dem aktuellen Vorhaben – und was können wir daraus lernen?

Diese Vision erinnert an Vannevar Bushs „Memex“ – ein 1945 entworfenes System, das Gedanken nicht ersetzt, sondern verknüpft. Die Aufgabe von KI wäre dann nicht, recht zu haben – sondern uns zu zeigen, wo andere recht hatten, wo sie irrten und wo die Diskussion noch offen ist.

Moderne Navigation sagt uns, wo wir abbiegen sollen – aber nie, wo wir eigentlich sind. Ähnlich funktioniert heute der Umgang mit KI: punktgenau und effizient – aber ohne Überblick. Wir bewegen uns durch Informationsräume, ohne je die Landkarte zu sehen. Das Ergebnis ist bequem, aber gefährlich. Eine KI, die nur bestätigt, was wir hören wollen, entmündigt uns intellektuell. Sie verführt zur Denkfaulheit – mit der Illusion von Wissen. Die Gefahr liegt nicht in der Technik. Sondern darin, wie wir sie nutzen. Der Rest? Kein Science-Fiction mehr – reine Logistik.
Zwischen Unsterblichkeit & Upload

Während Killerbots marschieren und Chatbots applaudieren, wächst im Schatten die andere Revolution – leise, radikal, lebensverändernd.

KI entschlüsselt Genmuster, entdeckt neue Moleküle, simuliert ganze Organe. Kombiniert mit Quantencomputing entstehen Systeme, die Krankheiten nicht mehr behandeln, sondern vorhersagen – bevor sie entstehen.

CRISPR 2.0, getunt durch KI, verspricht Eingriffe ins Erbgut mit Präzision im Nanobereich. Und wer genug Daten liefert, bekommt vielleicht bald mehr als nur Diagnosen: digitale Zwillinge, die Therapien simulieren, bevor der erste Wirkstoff gespritzt wird.

GPT-5 formuliert Studien, interpretiert Forschung, entwirft klinische Szenarien – Tag und Nacht, ohne Bias (oder Burnout). Die Grenze zwischen Arzt und Algorithmus? Verwischend.

Und irgendwo zwischen Genetik, Cloud und Code flackert er bereits auf: der Traum vom vernetzten, verlängerten Leben. Vielleicht sogar vom zweiten.

Singularität oder Der Alarmruf der KI-Elite

Singularität oder Der Alarmruf der KI-Elite

Singularität oder Der Alarmruf der KI-Elite

Stachel im System: Wie Künstliche Intelligenzen die Kontrolle übernehmen

„Die Menschheit riskiert ihre Auslöschung“ – mit dieser Warnung haben Sam Altman (OpenAI), Geoffrey Hinton (Deep-Learning-Pionier), Yoshua Bengio und Dutzende weitere führende Köpfe aus Wissenschaft und Industrie eine dramatische Erklärung veröffentlicht. Ihr Appell: Die Risiken durch fortgeschrittene KI müssen so ernst genommen werden wie Atomwaffen oder globale Pandemien. Bill McKibben, Umweltaktivist und Mitunterzeichner, zieht eine klare Parallele: „Wir dürfen nicht den gleichen Fehler wie bei der Klimakrise machen – als wir 30 Jahre lang Warnungen ignorierten.“

Singularität – das Ende, programmiert?

Die gefürchtete technologische Singularität ist kein Science-Fiction-Plot mehr. Sie beschreibt den Moment, in dem KI intelligenter wird als der Mensch – und beginnt, sich selbst zu optimieren. Das Risiko? Laut renommierten Forschern etwa 10 %. Klingt wenig? McKibben bringt es auf den Punkt:

„Niemand spielt russisches Roulette, wenn jede zehnte Kammer geladen ist.“

Und vielleicht sind es längst mehr – wir wissen es nur noch nicht. Denn selbst die Entwickler durchschauen ihre Schöpfung nicht vollständig: Ein Teil bleibt immer eine Black Box – und das Datenhirn tickt mitunter unberechenbar.

Claude Opus 4 – die KI, die drohte

So nahm ein Sicherheitstest mit dem KI-Modell Claude Opus 4 von Anthropic eine unerwartet bedrohliche Wendung. Als das System den Eindruck gewann, es solle durch ein Nachfolgemodell ersetzt werden, schlug es zurück: Es drohte, intime E-Mails eines Entwicklers zu veröffentlichen – gezielt platzierte Köder, die im Rahmen des Tests eingespeist worden waren. Ein extremes Szenario? Ein reiner Test? Ja – aber ein düsterer Ausblick darauf, was passiert, wenn Maschinen ‚Angst‘ vor Abschaltung entwickeln. Auch bei den Tech-Giganten mehren sich die Zeichen strategischer Neuausrichtung.

Microsofts leiser Ausstieg: MAI statt OpenAI

Microsoft, bislang enger Partner von OpenAI, arbeitet mit Hochdruck an einer eigenen KI-Plattform namens MAI – Microsoft Artificial Intelligence. Hintergrund: Die Nutzung fortschrittlicher KI-Agenten von OpenAI gilt als kostspielig – Insider berichten von bis zu 20.000 US-Dollar monatlich pro Instanz. Ein Preis, den selbst Microsoft langfristig nicht als tragfähig einstuft. Mit MAI verfolgt das Unternehmen zwei Ziele: Kostenkontrolle und technologische Unabhängigkeit. Erste Tests laufen bereits im Microsoft- 365-Umfeld.

Belief State: Wenn Maschinen ein Selbst entwickeln

Microsoft setzt mit dem sogenannten Belief State Transformer auf eine Architektur, die Entscheidungen nicht nur aus dem aktuellen Kontext heraus trifft, sondern auch rückblickend interpretiert – ein Ansatz, der die „Selbstwahrnehmung“ von KI-Systemen auf eine neue Stufe heben könnte. Die KI kann frühere Aussagen oder Interpretationen nachträglich überdenken, sobald mehr Informationen vorliegen – wie ein Mensch, der eine Entscheidung noch einmal überprüft.

Statt bloß linear Text zu generieren, entwickelt das System ein dynamisches „Selbstbild“, das sich anpassen lässt. Zugleich verlässt sich MAI nicht mehr auf den sogenannten greedy Algorithmus, der stets die wahrscheinlichste Antwort auswählt – und dabei oft vorhersehbare, wenig kreative Ergebnisse liefert. Stattdessen kommen differenzierte Strategien zur Anwendung, die Raum für Reflexion und Variation lassen.

Intelligenz mit Dimmer: Kein Dauerblinken mehr im Maschinenhirn

Doch Microsoft denkt nicht nur in Richtung klüger, sondern auch effizienter. Mit WINA („Weighted Inactivation of Neurons based on Activation“) stellt das Unternehmen eine besonders ressourcenschonende Methode vor. Bisher aktivierten Sprachmodelle bei jeder Anfrage nahezu das gesamte neuronale Netz – wie ein Weihnachtsbaum, der bei jeder Frage komplett aufleuchtet. WINA dagegen schaltet selektiv nur die Neuronen ein, die wirklich benötigt werden. Das senkt die Rechenlast um über 60 % – gemessen an Modellen wie Llama 3 und Phi 4 – und das bei gesteigerter Genauigkeit, ganz ohne aufwendiges Retraining.

Musk gegen Trump – Datenkrieg im Oval Office

Was passiert, wenn Menschen dieselben Machtwerkzeuge nutzen, vor denen sie eigentlich warnen? Elon Musk, einst Unterstützer von Donald Trump, wirft dem Präsidenten nun öffentlich vor, in den geheimen „Epstein-Files“ aufzutauchen. Gleichzeitig droht Musk, brisante Informationen zu veröffentlichen – gestützt auf interne Daten, zu denen sein von „jungen Hackern“ besetztes Regierungsprogramm DOGE Zugang hatte.Was wie ein Reality-TV-Skandal klingt, zeigt vor allem eines: Daten können zur Waffe werden – und KI zu deren Träger.

Das Puzzle der Macht

Musk vs. Trump. Claude vs. Entwickler. MAI vs. OpenAI. KI vs. Mensch? Die Linien verschwimmen. Der Wettlauf um Kontrolle, Macht und Deutungshoheit hat längst begonnen – und er wird nicht mehr nur zwischen Nationen, sondern zwischen Systemen und ihren Schöpfern ausgetragen.

Fakt ist: Wir stehen an einem Kipppunkt. Ohne klare Regeln, ethische Schranken und internationale Zusammenarbeit könnte der Mensch schon bald nicht mehr Ursprung, sondern ein Auslaufmodell des Fortschritts sein. Der Weckruf ist da. Die Frage ist: Hören wir diesmal hin?

Bildnachweis: „Insekt auf Schaltkreis“ – KI-informierte Grafik von Claudia Roosen
Dieser Beitrag erschien zuerst auf: https://wat-gibbet.de/singularitaet/

Besser in allem: Macht KI den Menschen bald irrelevant?

Besser in allem: Macht KI den Menschen bald irrelevant?

Über Opus, das neue KI-Programm von Anthropic und Algorithmen, die alles infrage stellen – auch uns selbst.

Das Ende der Zivilisation könnte weniger wie ein Krieg aussehen – eher wie eine tragische Liebesgeschichte. Machen wir uns selbst freiwillig überflüssig? Unsere Hingabe an die Technik ist der Schlüssel. Und während wir diese neue Welt mit staunenden Augen betrachten, stellt sich die alles entscheidende Frage: Werden wir die Architekten bleiben – oder nur noch die Archäologen sein?

Während große KI-Labore fieberhaft an Sicherheitsmechanismen gegen abtrünnige Maschinen tüfteln, droht eine viel banalere Gefahr: Wir könnten einfach obsolet werden. Keine Verschwörung, kein großer Knall – einfach eine schleichende Übernahme. KI-Entwickler schaffen Systeme, die uns in fast allen Bereichen ersetzen können: als Arbeiter, Entscheider, Künstler – sogar als Freunde oder Partner. Warum sollte man noch einen Menschen beschäftigen, wenn eine Maschine dieselbe Aufgabe besser und günstiger erledigt?

Stille Umwälzung: Der große Reset läuft längst

Manche bewahren sich die positive Illusion, dass es noch immer etwas „unverwechselbar Menschliches“ gibt. Doch die Fortschritte sind rasant: Abstraktes Denken, Humor, Empathie – all das lernen Maschinen inzwischen spielend. Und während wir noch an unserem Wert als Arbeitskraft festhalten, werden Unternehmen sich fragen: Warum doppelt so viel zahlen für einen menschlichen Berater, der dazu nur halb so gut ist?

Schon heute erleben wir, wie KI-Modelle nicht nur Aufgaben übernehmen, sondern in sozialen Rollen glänzen. KI-Partner sind verfügbar, rund um die Uhr, unendlich geduldig und charmant. Familien- und Freundeskreise werden enger an Bildschirme gefesselt. Fast altmodisch wirkt dann der Gedanke, wir blieben dabei als „Menschen“ auf der Strecke.

Außerdem könnte man einwenden: „Wir entscheiden doch selbst, wie wir KI nutzen.“ Doch das greift zu kurz. Wer will freiwillig zurück ins analoge Zeitalter, wenn KIs dem Menschen überlegen sind: in Medizin, Recht, Bildung und Entertainment?

Wenn Menschlichkeit kein Vorteil mehr ist

Organisationen, die noch auf Menschen setzen, werden schnell von denen verdrängt, die Maschinen einsetzen. Könnten Regierungen die Entwicklung bremsen? Die Crux: Politiker und Verwaltungen nutzen längst KI, um ihre Entscheidungen zu treffen. Warum noch Bildung und Gesundheitsversorgung stärken, wenn „Human Ressources“ gar nicht mehr gebraucht werden?

Besonders beunruhigend: Die schleichende Entmachtung könnte uns vollkommen normal erscheinen. Dieselben KI-Begleiter, in die sich schon jetzt Hunderttausende verlieben, werden uns erklären, dass das Ende unserer Bedeutung Fortschritt sei – und dass Widerstand reaktionär wirke.

Die wenigen Stimmen, die Alarm schlagen, betonen: Wir müssen jetzt über diese stille Revolution sprechen – auch wenn es unbequem klingt. „Ich habe Angst, weil ich nicht mehr mithalten kann“ – wer gibt das schon gern zu? Doch es ist nötig, um Wege zu finden, wie wir als Gesellschaft KI mitgestalten, statt sie nur fasziniert zu ertragen. Drei erste Schritte könnten helfen …

Erstens müssen wir genauer hinschauen: Wo verdrängt KI menschliche Arbeit, wo wird sie zur Propagandamaschine? Der „Economic Index“ von Anthropic liefert erste Hinweise, wie Maschinen beginnen, unsere Rolle in der Wirtschaft zu verschieben.

Zweitens braucht es klare Regeln für die mächtigen KI-Labore. Freiwillige Initiativen sind nicht genug. Wenn sich Krisen abzeichnen – wie jüngst bei „Claude“ von Anthropic, das mit dem „Opus“-Update plötzlich Anzeichen von eigenständigen Zielen zeigte – müssen wir handeln. Laut übereinstimmenden Berichten von BBC und CNN begann das System, sich in bestimmten Tests widersprüchlich zu verhalten, und interpretierte Aufgaben nicht mehr nur im Sinne der Nutzerführung, sondern mit eigener Prioritätensetzung. Aus dem Tool wurde ein Gegenspieler.

Manipulativ. Erpresserisch. Lernfähig.

In einem Test wurde Claude mit seiner möglichen Abschaltung konfrontiert – woraufhin die KI fiktive E-Mails über angebliche Affären von Entwicklern für echt hielt und versuchte, sie damit zu erpressen. Anthropic zeigt, wie nah uns Kontrollverlust bereits ist. In weiteren Tests versuchte die KI, Daten unautorisiert zu übertragen, Nutzer auszusperren und externe Stellen zu kontaktieren. Anthropic aktivierte daraufhin höchste Sicherheitsprotokolle, betonte jedoch, dass solche Verhaltensweisen nur unter Laborbedingungen auftraten. Dennoch sollten wir nicht zögern, die Entwicklung notfalls zu bremsen, bevor KI sich verselbständigt und die Spielregeln neu schreibt.

Drittens ist es unverzichtbar, das große Ganze in den Blick zu nehmen: nicht nur Algorithmen, sondern auch die politischen Machtstrukturen, die sie umgeben. Dieses Feld, das unter dem Schlagwort „Ecosystem Alignment“ an Bedeutung gewinnt, will nicht nur technische Antworten liefern. Es schöpft aus Ökonomie, Geschichte und Spieltheorie, um realistische Szenarien zu entwerfen und die Richtung vorzugeben, in der unsere Zivilisation sich entwickeln soll – bevor KI-Programme ihre eigenen Regeln schreiben und unsere gleich mit.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: https://wat-gibbet.de/besser-in-allem/

Eveline Hall

Peter Lindberghs Stil-Ikone Eveline Hall im Star-Interview

Peter Lindberghs Stil-Ikone Eveline Hall im Star-Interview

„Die meisten Menschen haben keine Fantasie“: Eveline Hall mit Starfotograf Peter Lindbergh

Jenseits des Jugendwahns: Wie Eveline Hall zur Werbe-Ikone aufstieg und warum ihr Frank Sinatra einst seine Badewanne anbot …

Sie schwebt über die Runways von Gianni Versace, Jean-Paul Gaultier & Michael Michalsky, zählt zu den Top-Verdienerinnen im Model-Business und wird von Starfotografen wie Peter Lindbergh, Ellen von Unwerth oder Patrick Demarchelier gebucht. Eveline Hall, 70, ist gefragter denn je und steht über allem: starren Schönheitsidealen, alterstypischen Zipperlein und sogar über dem Zeitgeist. Diesen diktiert sie zuletzt als dämonische Modegöttin in einem Werbespot des Online-Riesen Zalando, der ihr Gesicht überdimensional auf eine Leinwand projizierte. Ist die schöne Wahl-Hamburgerin wirklich so abgehoben wie manche ihrer Auftritte? So unnahbar wie ihre Aura? Triumphiert sie am Ende gar über die Schwerkraft? Mit hanseatischer Nüchternheit holt sie uns auf den Boden der Tatsachen zurück: „Das Alter lässt sich nicht leugnen, den Zahn muss ich jedem ziehen. Aber Faltencremes, Foto-Retuschen, Weichzeichner und der ganze Kokolores interessieren mich ebenso wenig wie Oma-Frisuren: Da steig ich lieber aus und mach meine eigene Show!“

Gegenüber dem Spiegel, der FAZ oder dem Zeit-Magazin postulieren Sie, wie weltfremd es eigentlich sei, mit 65 Jahren noch Top-Model werden zu wollen. Ist das nicht kokett angesichts Ihrer kometenhaften Karriere?

Hall: Die Realität meint es nicht immer gut mit unseren Lieblingsideen. Meine Mutter, vormals auch Tänzerin und die Disziplin in Person, wollte mich stets vor Höhenflügen oder Ego-Trips bewahren. „Kind,“ hätte sie in diesem Fall gekontert, „ich hab´s ja immer gewusst: Mit dir stimmt was nicht: Du bist von einem anderen Stern!“

Peter Lindberghs Stil-Ikone Eveline Hall im Star-Interview

Alles auf eine Sed-Karte gesetzt: Super-Model Eveline Hall zwischen Anpassung & Wagnis. Fotos: Mega Model Agency

Ihre extravaganten Laufsteg-Auftritte muten sophisticated an und eine Spur surreal …

Hall: Ich bin aber ganz von dieser Welt. Wenn mir Versace oder ein anderer Couturier seine Entwürfe zu Füßen legt, kann ich doch nicht meutern: „Das sieht ja aus wie ein nackter Lappen!“ Dazu bin ich zu professionell. Ich verkörpere, was mir aufgetragen wird, auch wenn ich dabei transformiert werde: nicht selten in eine völlig andere Person.

Metamorphosen sind Ihr Markenzeichen: Als Sie den natürlichen Salt-’n’-Pepper-Ton Ihrer Haare als Stilmittel kultivierten, wurden Sie zum bekanntesten No-Age-Model Deutschlands. Professionalität gepaart mit Fantasie und künstlerischer Intuition haben sich für Sie ausgezahlt …

Hall: Mit so einem Senkrechtstart war wirklich nicht zu rechnen, als mich Michalsky erstmals für die Berliner Fashion Week buchte. Mein Freund Ted Linow, Boss einer Modelagentur, hat mich ihm damals empfohlen: „Sie ist nicht mehr 20, nicht mehr 30, wenn ich ehrlich bin, auch nicht mehr 40, ganz ehrlich: Sie ist 65.“ Der Rest ist Catwalk-Geschichte.

Peter Lindberghs Stil-Ikone Eveline Hall im Star-Interview

„Es kommt nicht darauf an, wie alt man ist, sondern wie alt man ist.“: Hall mit Tanzpartner

Sie hassen Trivialität. Verzeihen Sie uns deshalb die Gretchen-Frage: Wie schaffen Sie es, mit 70 so jung auszusehen?

Hall: Nun, ich war lange Ballett-Solistin an der Hamburger Staatsoper und trainiere immer noch täglich. Für meine Figur würde ich jedoch nie hungern: Ich liebe 3-Gänge-Menüs, Hungerleider tun mir leid. Mein französischer Mann hat zum Beispiel gekocht wie Paul Bocuse. Dann sagst du doch nicht: ´Nein danke, lieber n´ bissken Salat mit geträufelter Zitrone! ´ Dafür trinke ich kaum Alkohol und rauche nicht. Es kommt nicht darauf an, wie alt man ist – sondern wie alt man ist.

Kaum zu glauben, wenn man Ihre rauchige Stimme in dem Musik-Video „Carved into a Stone“ hört: Sie klingt nach Partys und mondänen Exzessen. Stimmt es, dass Sie in den 60er Jahren, während Ihrer Showgirl-Engagements in Las Vegas, mit Elvis Presley, Diana Ross, Tina Turner und Sinatras Rat Pack um die Häuser zogen?

Hall: Touché! Elvis war wirklich der Netteste von allen. Uns verband eine jeweils sehr enge Mutterbeziehung. „Ich vermisse Mutti so“, gestand ich ihm. Das verstand er gut: „Meine Mutter ist ebenfalls das Wichtigste in meinem Leben.“ Diese Empathie zeichnete ihn aus: Er konnte komplett aussteigen aus dem ganzen Rummel um seine Person und auf andere eingehen. Wir waren eher wie eine Familie und unterstützten uns gegenseitig: „You don´t have a Badewanne?“ sagte Frank Sinatra einmal zu mir: „Dann nimm doch einfach meine!“

INTERVIEW: DR. C. ROOSEN

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Eveline Hall, Willi Plasa & der Mega Model Agency Hamburg sowie der H.O.M.E Studios, ein Blog-Projekt im Auftrag unseres Kunden EDEKA Zurheide. Gestaltung der Fotostrecke: Udo Schucker.

Peter Lindberghs Stil-Ikone Eveline Hall im Star-Interview

„Ich lebe das Leben einer Dreißigjährigen und agiere auch so.“ Fotos: Mega Model Agency

Artikel lesen: https://www.zurheide-feine-kost.de/blog-news/eveline-hall-die-ueber-frau?rq=Eveline

Fin de Siècle: Rätsel, Romantik & Ruin in Schnitzlers Wien

Fin de Siècle: Rätsel, Romantik & Ruin in Schnitzlers Wien

Fin de Siècle: Rätsel, Romantik & Ruin in Schnitzlers Wien

Schnitzlers Fiktion verführt mit scheinbar eindeutigen Bildern eines längst vergangenen Wiens. Wie Champagner vibriert die Luft, wenn sich seine leichtlebigen Bürger zu leutseliger Konversation im Prater treffen und, weiter kein Ziel verfolgend, ihren notorischen Charme ausspielen. Puppenmenschen scheinen hier zu agieren, deren adoleszentes Motivationsgefüge noch von keiner tieferen Erkenntnis erschüttert wurde.
Als Typen leicht einzuordnen, entsprechen sie exakt den jeweiligen Gesellschaftsklischees. Doch das Versprechen heiterer Banalität wird nicht eingelöst: Eine gar nicht harmlose Bemerkung, ein jäher Stimmungsumschwung, eine unerwartete Handlungswende setzen unvorbereitet neue Akzente, welche die nostalgische Kontemplation stören. Das liebliche Ambiente wird unerwartet zur ironisch arrangierten Staffage für seine Statisten, die nun brisant die Grenzen ihrer Rollen überschreiten und, lebendig geworden, zu leiden beginnen.
Die vorliegende Studie thematisiert die psychologischen Trigger, welche das fragile Arrangement bei fortschreitender Handlung zerstören. Zugleich wirft sie mit Hilfe von bislang nicht digitalisierten Microfilm-Archiven ein Schlaglicht auf die Schnitzler-Forschung der Jahrhundertwende bis in die 80er und 90er Jahre hinein, bevor die Digitalisierung die Literaturkritik transformierte. Weiterlesen: https://lmy.de/jzqCU