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Eveline Hall

Peter Lindberghs Stil-Ikone Eveline Hall im Star-Interview

Jenseits des Jugendwahns: Wie Eveline Hall zur Werbe-Ikone aufstieg und warum ihr Frank Sinatra einst seine Badewanne anbot …

Sie schwebt über die Runways von Gianni Versace, Jean-Paul Gaultier & Michael Michalsky, zählt zu den Top-Verdienerinnen im Model-Business und wird von Starfotografen wie Peter Lindbergh, Ellen von Unwerth oder Patrick Demarchelier gebucht. Eveline Hall, 70, ist gefragter denn je und steht über allem: starren Schönheitsidealen, alterstypischen Zipperlein und sogar über dem Zeitgeist. Diesen diktiert sie zuletzt als dämonische Modegöttin in einem Werbespot des Online-Riesen Zalando, der ihr Gesicht überdimensional auf eine Leinwand projizierte. Ist die schöne Wahl-Hamburgerin wirklich so abgehoben wie manche ihrer Auftritte? So unnahbar wie ihre Aura? Triumphiert sie am Ende gar über die Schwerkraft? Mit hanseatischer Nüchternheit holt sie uns auf den Boden der Tatsachen zurück: „Das Alter lässt sich nicht leugnen, den Zahn muss ich jedem ziehen. Aber Faltencremes, Foto-Retuschen, Weichzeichner und der ganze Kokolores interessieren mich ebenso wenig wie Oma-Frisuren: Da steig ich lieber aus und mach meine eigene Show!“

Gegenüber dem Spiegel, der FAZ oder dem Zeit-Magazin postulieren Sie, wie weltfremd es eigentlich sei, mit 65 Jahren noch Top-Model werden zu wollen. Ist das nicht kokett angesichts Ihrer kometenhaften Karriere?

Hall: Die Realität meint es nicht immer gut mit unseren Lieblingsideen. Meine Mutter, vormals auch Tänzerin und die Disziplin in Person, wollte mich stets vor Höhenflügen oder Ego-Trips bewahren. „Kind,“ hätte sie in diesem Fall gekontert, „ich hab´s ja immer gewusst: Mit dir stimmt was nicht: Du bist von einem anderen Stern!“

Ihre extravaganten Laufsteg-Auftritte muten sophisticated an und eine Spur surreal …

Hall: Ich bin aber ganz von dieser Welt. Wenn mir Versace oder ein anderer Couturier seine Entwürfe zu Füßen legt, kann ich doch nicht meutern: „Das sieht ja aus wie ein nackter Lappen!“ Dazu bin ich zu professionell. Ich verkörpere, was mir aufgetragen wird, auch wenn ich dabei transformiert werde: nicht selten in eine völlig andere Person.

Metamorphosen sind Ihr Markenzeichen: Als Sie den natürlichen Salt-’n’-Pepper-Ton Ihrer Haare als Stilmittel kultivierten, wurden Sie zum bekanntesten No-Age-Model Deutschlands. Professionalität gepaart mit Fantasie und künstlerischer Intuition haben sich für Sie ausgezahlt …

Hall: Mit so einem Senkrechtstart war wirklich nicht zu rechnen, als mich Michalsky erstmals für die Berliner Fashion Week buchte. Mein Freund Ted Linow, Boss einer Modelagentur, hat mich ihm damals empfohlen: „Sie ist nicht mehr 20, nicht mehr 30, wenn ich ehrlich bin, auch nicht mehr 40, ganz ehrlich: Sie ist 65.“ Der Rest ist Catwalk-Geschichte.

Sie hassen Trivialität. Verzeihen Sie uns deshalb die Gretchen-Frage: Wie schaffen Sie es, mit 70 so jung auszusehen?

Hall: Nun, ich war lange Ballett-Solistin an der Hamburger Staatsoper und trainiere immer noch täglich. Für meine Figur würde ich jedoch nie hungern: Ich liebe 3-Gänge-Menüs, Hungerleider tun mir leid. Mein französischer Mann hat zum Beispiel gekocht wie Paul Bocuse. Dann sagst du doch nicht: ´Nein danke, lieber n´ bissken Salat mit geträufelter Zitrone! ´ Dafür trinke ich kaum Alkohol und rauche nicht. Es kommt nicht darauf an, wie alt man ist – sondern wie alt man ist.

Kaum zu glauben, wenn man Ihre rauchige Stimme in dem Musik-Video „Carved into a Stone“ hört: Sie klingt nach Partys und mondänen Exzessen. Stimmt es, dass Sie in den 60er Jahren, während Ihrer Showgirl-Engagements in Las Vegas, mit Elvis Presley, Diana Ross, Tina Turner und Sinatras Rat Pack um die Häuser zogen?

Hall: Touché! Elvis war wirklich der Netteste von allen. Uns verband eine jeweils sehr enge Mutterbeziehung. „Ich vermisse Mutti so“, gestand ich ihm. Das verstand er gut: „Meine Mutter ist ebenfalls das Wichtigste in meinem Leben.“ Diese Empathie zeichnete ihn aus: Er konnte komplett aussteigen aus dem ganzen Rummel um seine Person und auf andere eingehen. Wir waren eher wie eine Familie und unterstützten uns gegenseitig: „You don´t have a Badewanne?“ sagte Frank Sinatra einmal zu mir: „Dann nimm doch einfach meine!“

INTERVIEW: DR. C. ROOSEN

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Eveline Hall, Willi Plasa & der Mega Model Agency Hamburg sowie der H.O.M.E Studios, ein Blog-Projekt im Auftrag unseres Kunden EDEKA Zurheide. Gestaltung der Fotostrecke: Udo Schucker.

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