Fahrt ins Inferno? Frieden als Pose

Fahrt ins Inferno? Frieden als Pose

Trump und Putin: Dating-Show in der Dämmerung

Wladimir Putin wurde bei seinem letzten Staatsbesuch eine Ehre zuteil, die sonst nur engsten Verbündeten vorbehalten ist: Er nahm Platz  in der amerikanischen Präsidentenlimousine »The Beast«, während Trump ihm die Tür wie ein Chauffeur aufhielt. Für den Ex-KGB-Mann geriet die Fahrt zur Machtdemonstration – ein Moment, der zwischen Groteske und Kaltsatire oszillierte.

Das Treffen endete schneller, als es angekündigt worden war – ein Umstand, der kaum überraschte, wenn man Trumps notorisch kurze Aufmerksamkeitsspanne kennt. Als beide schließlich vor die Kameras traten, war es nicht der amerikanische Präsident, sondern Putin, der das Wort ergriff. Schon dieser Bruch mit diplomatischen Gepflogenheiten zeigte, wer hier den Takt bestimmte. Trumps Beitrag beschränkte sich auf die Binsenweisheit: »Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt.« Eine Formel ohne Gehalt, die mehr der Inszenierung als der Substanz diente.

Trump und Putin: Symbolik statt Staatspolitik

In Wahrheit hatte Trump Putin eine Bühne eröffnet, die ihm die G7 verweigert. Das Machtgefüge war unübersehbar: Putin bestimmte den Rahmen, Trump folgte – weniger als Verhandlungs-Partner, mehr als Bewunderer. Von einem »Deal« konnte keine Rede sein; selbst der Versuch, Gegenleistungen zu erzwingen, blieb aus. Statt die Verteidigung des Westens zu bekräftigen, klang Trumps Haltung nach einer schleichenden Aushöhlung der NATO und einer zunehmenden Distanz zu Europa. Wer genauer hinsah, erkannte, dass Trump nicht die Wertegemeinschaft des Westens repräsentierte, sondern sich auffallend eng an Putins Weltbild anlehnte.

Es war ein Schauspiel voller Widersprüche, das im Gestus einer Dating-Show daherkam: Trump applaudierte Putin, nannte ihn »tough but fair« und ließ den russischen Präsidenten durch Alaska chauffieren – als sei er ein Staatsgast von Ehre, nicht ein Kriegsverbrecher. Solche Gesten prägen den Rhythmus einer Diplomatie, die weniger von Prinzipien als von Inszenierung lebt. Vor diesem Hintergrund erscheint der Empfang von Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus wie ein Kontrapunkt: ein Kapitel, in dem Ernst die Pose verdrängt.

Vom Außenseiter zum Staatsmann: Selenskyj setzt Signale

Update 18./19. August 2025: Im Oval Office traf Wolodymyr Selenskyj erneut mit Donald Trump zusammen – diesmal gemeinsam mit mehreren europäischen Staats- und Regierungschefs. Trump stellte in Aussicht, Sicherheitsgarantien im Rahmen eines möglichen Friedensdeals zu unterstützen, auch wenn Details erst in den kommenden Tagen ausgearbeitet werden sollen.

Gleichzeitig schloss er den Einsatz von Bodentruppen aus, ließ jedoch mögliche Luftunterstützung offen. Diskutiert wurde zudem ein potenzielles Gipfeltreffen mit Putin, möglicherweise in Budapest. Für Selenskyj war dieser Auftritt ein weiterer Beleg seiner Verwandlung: einst als Quereinsteiger belächelt, agiert er heute als staatsmännische Figur, die Verlässlichkeit signalisiert, während der Krieg täglich neue Unsicherheit erzeugt.

Trump hingegen sucht die Dramaturgie. Frieden wird bei ihm zur schnellen Schlagzeile, einem Deal, der Geschichte schreiben soll. Doch während er die Bühne arrangiert, eskaliert Russland weiter: Bomben fallen, Städte brennen, Menschen sterben – das Drehbuch bleibt Fiktion. Entsprechend misstrauen die europäischen Partner seinen schnellen Versprechen und pochen unisono auf Prinzipien: Frieden darf nicht erkauft werden durch Landabtretungen. Diese Haltung ist auch ein Signal an Washington, wo die Sorge wächst, Trump könne Putin zu weit entgegenkommen – im Namen eines spektakulären, aber substanzlosen Friedens.

Putins „Friedenshebel“ heißt Eskalation

Moskau erhöht den Druck. Donetsk ist zum Symbol geworden: Russland kontrolliert große Teile der Region – und fordert alles. Ob eine vollständige Eroberung oder ein verlustreicher Stellungskrieg bevorsteht, bleibt offen. Sicher ist nur: Mit jeder Rakete, jedem Drohnenangriff steigt der Preis, den die Ukraine für ihre territoriale Integrität zahlen muss. Selenskyj versucht, Haltung und Flexibilität zu balancieren. Er signalisiert Gesprächsbereitschaft, ohne die roten Linien aufzugeben. Sein Auftritt in Washington war mehr als diplomatische Routine: ein klares Signal – Frieden ja, Kapitulation nein. Genau hier zeigt sich sein Ernst als Kontrast zu Trumps Theatralik. Frieden bleibt mehr ein schillerndes Versprechen als greifbare Option. Denn solange Gewalt belohnt und Prinzipien verhandelbar erscheinen, bleibt jede Pose leer.

Quellen:
AP News, “Zelenskyy deploys gratitude diplomacy in second White House meeting”, 18 August 2025
Reuters, “Takeaways: White House welcome for Ukraine leaves many questions”, 18 August 2025
Financial Times, “A letter and a suit: Zelenskyy charms Trump in the Oval Office”, 18 August 2025
The Daily Beast, “Zelensky Turns Up in a ‘Suit’ Amid MAGA Meltdown”, 18 August 2025
Reuters, “US would help assure Ukraine’s security, Trump tells Zelenskiy”, 19 August 2025
Reuters, “Focus on security guarantees as Ukraine summit leaves path to peace unclear”, 19.8.25
Reuters, “Trump says no ground troops, but maybe air support, to back Ukraine peace deal”
Reuters, “Trump says Putin may not want to make a deal on Ukraine”, 19 August 2025
The Guardian, “White House considering Budapest for Putin-Zelenskyy bilateral, report suggests“

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Dialog im Dämmerlicht: Trumps Schattendiplomatie