Expanded Realities: wenn das Bild zurückblickt

Expanded Realities: wenn das Bild zurückblickt

»Renoir Revisited« von Claudia Roosen, erwerblich im Rahmen der Ausstellung als Fine-Art-Print

Wie ein Think Tank aus dem Ruhrgebiet den Blick verschiebt

Im Oberhausener Artoclub zeigt die Ausstellung »Expanded Realities«, wie analoger Ausdruck und digitale Intelligenz sich gegenseitig verstärken. Die großformatigen Fine-Art-Prints – gefertigt in brillanter Farb- und Detailtiefe von der Signworks GmbH – bilden den materiellen Kern dieser Schau.

Doch ihr eigentliches Geheimnis offenbart sich erst, wenn ein Smartphone ins Spiel kommt: Die Arbeiten reagieren auf NFC-Impulse, animieren sich, verschieben ihre Komposition – und öffnen eine zweite Ebene des Sehens. Diese hybride Form entstand in intensiver Zusammenarbeit eines Teams, das unterschiedlich denkt, aber denselben Möglichkeitsraum teilt:

Wolfgang Eickwinkel, Initiator der Extrawerke, stiftet den visionären Rahmen: ein Think Tank, der Kunst konsequent als Experimentierfeld zwischen Technologie und Wahrnehmung versteht.

Kai Niehoff, Visual-Artist und Technik-Tüftler zugleich, brachte mit einem seiner charakteristisch überraschenden Einfälle in letzter Minute die Idee ein, die Fine-Art-Prints der Verfasserin mit ihren Videoclips zu verbinden.

Thilo Totter, bekannt durch spektakuläre Aktionen wie seine Selfie-Wall, erweitert diesen Raum um eine performative, fast architektonische Bildlogik. Als vielseitiger Kreativkopf mit ausgeprägter analytischer Begabung verbindet er konzeptionelle Schärfe, Musikalität und seine gestalterische Mitarbeit im Bottroper Movie Park zu einer seltenen, disziplinübergreifenden Handschrift.

Dirk Manuel Lohrbach, geprägt von fotografischer Präzision und ästhetischer Reduktion, bringt jene klare, konzentrierte Bildsprache ein, die der Ausstellung Tiefe und Ruhe verleiht – aufgebrochen durch Tobias Post, dessen digitale Installationen für immersive Spektakel sorgen.

Ophelia 3.0 – Melancholie zwischen Licht & Code

Entrückt in dieser Landschaft steht Ophelia 3.0, ein Werk der Verfasserin: digitale Schwester jener ikonischen Figur, die seit Jahrhunderten für Schönheit, Verlust und Sehnsucht steht. Auch hier liegt eine Frau im Wasser – doch alles an ihr ist konstruiert. Blumen, Licht, Oberflächen: pure Berechnung. Und dennoch entsteht ein Moment erstaunlicher dramatischer Dichte.

Expanded Realities: wenn das Bild zurückblickt

Taylor Swift, Ophelia 3.0 und die Frage nach der Echtheit im digitalen Zeitalter

Was im statischen Zustand wie ein stilles Tableau wirkt, verwandelt sich durch die Animation in einen Kommentar über Echtheit, Projektion und die Frage, wie sehr das Digitale unsere Wahrnehmung emotionaler Bilder längst geprägt hat. Ophelia 3.0 ist weniger Tragödie als Diagnose: ein Spiegel unserer Zeit zwischen Pose und Programm.

»Expanded Realities« zeigt damit eine neue Grammatik des Bildes – ein Zusammenspiel aus Handwerk, Software, Intuition und Teamgeist. Eine Einladung, im Sichtbaren das Unsichtbare mitzudenken.

Unterstützt wird die Ausstellung durch die Oberhausener Wirtschaftsförderung (OWT), die das Projekt in seiner Verbindung von Kreativwirtschaft, Technologie und städtischer Kulturentwicklung begleitet.

☉ Artoclub Oberhausen · Elsässer Str. 17
⟡ Laufzeit: bis Mitte Dezember 2025
In cooperation with the OWT

Kai Niehoff (@niehoffart) verwob die Fine-Art-Prints mit den dazugehörigen Videoclips in einer präzisen technischen Umsetzung – und öffnete damit die Tür zu neuen Sehgewohnheiten. Das Video wirft ein Schlaglicht auf das Feintuning hinter den Kulissen und zeigt die Aktivierung von »Ophelia« über einen integrierten NFC-Chip.