Das Attentat: Amerika unter Schock
Es war ein glühend heißer Nachmittag in Pennsylvania, heiß genug, um die Sanitäter auf Trab zu halten, während die Menschen in der sengenden Sonne dahinschmolzen. Doch die Hitze hatte die Begeisterung von Zehntausenden auf dem Gelände der Butler Farm Show kaum gedämpft, die auf Donald J. Trump warteten. Als er schließlich auftauchte, reagierte die Menge wie gewohnt: Sie buhten, als er Präsident Biden erwähnte, höhnten, als er von einer manipulierten Wahl sprach, und jubelten, als er sagte, er würde Amerika wieder großartig machen. Dann ertönte ein neues Geräusch. Ein Feuerwerkskörper vielleicht?
So schien es, bis sich Donald Trump sich ans Ohr griff. Nun war klar: Es handelte sich um Schüsse. Ein Tag voller zorniger Emotionen wurde plötzlich von Angst zerrissen. Rund um die Tribüne, auf der der Ex-Präsident gesprochen hatte, unter einer riesigen amerikanischen Flagge, die zwischen zwei Kränen hing, duckten sich die Zuschauer. Geheimdienstmitarbeiter stürmten auf ihn zu. Tausende von Menschen, von denen auf den Tribünen bis zu denen, die auf einer großen Rasenfläche zusahen, ließen sich fast gleichzeitig zu Boden fallen.
Kurz bevor die Schüsse fielen, sagten einige in der Menge, es schien, als hätten Polizeischützen, die auf einer Scheune saßen, eine Bewegung in der Nähe bemerkt. Die Schützen schienen sich auf etwas neben der Tribüne in Richtung eines Gebäudes und eines Wasserturms direkt außerhalb des Geländes der Farm Show zu konzentrieren.
Sobald die Schießerei ausbrach, erwiderten die Schützen das Feuer. Manche Rally-Besucher beteten das Vaterunser. Einige begannen zu weinen, andere schrien, während die Polizisten riefen, alle sollten sich hinlegen. Einer der Lautsprecher, offenbar von einer Kugel getroffen, kippte um. Als das Knallen ein paar Sekunden später aufhörte und die Köpfe sich wieder erhoben, offenbarte sich das düstere Nachspiel.
Laut dem Secret Service wurden eine Person, die an der Kundgebung teilgenommen hatte, sowie der Verdächtige getötet und zwei Zuschauer schwer verletzt. Das FBI identifizierte den Verdächtigen als Thomas Matthew Crooks, 20, aus Bethel Park, Pa. Der ideologische Hintergrund ist unbekannt, aber es handelte es sich um einen registrierten Republikaner. Die Behörden fanden am Tatort ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15, berichteten zwei Strafverfolgungsbeamte.
Trump kam wieder auf die Beine. Er hatte ein wenig Blut auf der Stirn, schien aber nicht schwer verletzt zu sein. Als er von der Bühne begleitet wurde, reckte er noch seine Faust in die Luft, während eine große Menge um ihn herum ihm erneut zujubelte. Sie rief „USA! USA!“, obwohl die Rufe nicht ganz so kräftig waren wie noch vor ein paar Minuten. Dann verschwand Donald Trump in Geleit von Strafverfolgungsbeamten in einem SUV.
Andere Beamte forderten dann alle auf zu gehen, und so machte sich die Menge, die stundenlang in der Hitze geschwitzt hatte, in einem Nebel von Schock und Desorientierung auf den Weg zu den Ausgängen. Später würde Trump auf Truth Social sagen, er sei von einer Kugel getroffen worden, die den oberen Teil seines rechten Ohrs durchbohrte. Die Zuschauer kehrten zu ihren Trucks und Autos zurück, tauschten sich darüber aus, was sie gesehen und gehört hatten, verbreiteten bedrohliche Gerüchte oder räumten ein, dass sie in dem Chaos nicht viel gesehen hatten.
Fast eine Stunde nach der Schießerei, nachdem das Gelände geräumt war und der Verkehr auf dem Weg aus der Stadt nachgelassen hatte, war die Welt immer noch erschüttert. Politiker und politische Gegner aller Parteien verliehen ihrer Empörung und Besorgnis Ausdruck. Biden kündigte ein versöhnliches Telefonat mit Trump an: Jeder, einfach jeder, müsse den brutalen Anschlag verurteilen. Geheimdienstmitarbeiter bestätigten, der Ex-Präsident sei in Sicherheit. Wird die Welt zusammenrücken oder dreht sich die Spirale der Gewalt weiter und falls ja, wird die amerikanische Demokratie letztlich daran scheitern? Das wird sich zeigen.