Fin de Siècle: Rätsel, Romantik & Ruin in Schnitzlers Wien
Schnitzlers Fiktion verführt mit scheinbar eindeutigen Bildern eines längst vergangenen Wiens. Wie Champagner vibriert die Luft, wenn sich seine leichtlebigen Bürger zu leutseliger Konversation im Prater treffen und, weiter kein Ziel verfolgend, ihren notorischen Charme ausspielen. Puppenmenschen scheinen hier zu agieren, deren adoleszentes Motivationsgefüge noch von keiner tieferen Erkenntnis erschüttert wurde.
Als Typen leicht einzuordnen, entsprechen sie exakt den jeweiligen Gesellschaftsklischees. Doch das Versprechen heiterer Banalität wird nicht eingelöst: Eine gar nicht harmlose Bemerkung, ein jäher Stimmungsumschwung, eine unerwartete Handlungswende setzen unvorbereitet neue Akzente, welche die nostalgische Kontemplation stören. Das liebliche Ambiente wird unerwartet zur ironisch arrangierten Staffage für seine Statisten, die nun brisant die Grenzen ihrer Rollen überschreiten und, lebendig geworden, zu leiden beginnen.
Die vorliegende Studie thematisiert die psychologischen Trigger, welche das fragile Arrangement bei fortschreitender Handlung zerstören. Zugleich wirft sie mit Hilfe von bislang nicht digitalisierten Microfilm-Archiven ein Schlaglicht auf die Schnitzler-Forschung der Jahrhundertwende bis in die 80er und 90er Jahre hinein, bevor die Digitalisierung die Literaturkritik transformierte. Weiterlesen: https://lmy.de/jzqCU